Bio vom Feld
Die EU-Öko-Verordnung enthält umfangreiche und detaillierte Vorgaben in den Bereichen Saatgut, Düngung und Pflanzenschutz.
Biolandwirte nutzen daher je nach Kultur verschiedene alternative Methoden, um akzeptable Erträge zu erlangen. Alle haben jedoch zum
Ziel, Umwelt und Ressourcen zu schonen.
Allgemeine Grundsätze
Im Pflanzenbau (Ackerbau sowie Garten- und Obstbau) steht ein möglichst geschlossener Nährstoffkreislauf im Mittelpunkt der betrieblichen Entscheidungen. Biolandwirte achten besonders auf den Erhalt und die Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit. Das wird durch weitere Fruchtfolgen, d.h. den Anbau vieler verschiedener Feldfrüchte und den Anbau von Zwischenfrüchten und Kleegras erreicht. Die ausreichende Versorgung des Bodens mit organischem Material zum Aufbau von Humus ist ein wichtiger Grundsatz im ökologischen Pflanzenbau. Die Nährstoffversorgung der Kulturen erfolgt durch den Anbau von Pflanzen, die Stickstoff aus der Luft binden können (Leguminosen), den Einsatz von Mist und Jauche aus der Tierhaltung und andere zugekaufte Dünger wie Komposte. Synthetisch hergestellte leicht lösliche Düngemittel sind nicht zulässig. Ebenso dürfen keine synthetisch hergestellten Pflanzenschutzmittel verwendet werden. Beikräuter werden mechanisch oder durch Abflammen reguliert. Pflanzenkrankheiten werden durch Auswahl wenig anfälliger Sorten, den Einsatz von Nützlingen und geeigneten Fruchtfolgen kontrolliert.
Bio oder Konventionell – die Unterschiede im Grünland sind nicht so groß!
Die wesentlichen Unterschiede zwischen Grünlandbewirtschaftung im Ökolandbau und in der konventionellen Landwirtschaft liegen im Verzicht auf chemisch synthetischen Pflanzenschutz und auf Mineraldünger bei der biologischen Bewirtschaftung. Ökogrünland setzt deshalb sehr stark auf die Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit durch organische Düngemittel und die gezielte Nutzung der Stickstoffbindung aus der Luft durch Leguminosen sowie vorbeugenden Pflanzenschutz. Große Bedeutung haben Weißklee im intensiv genutzten Grünland sowie Rotklee und Luzerne bei geringerer Nutzungshäufigkeit. Früher Schnitt garantiert dabei am ehesten hohe Futterqualität und gute Silierbarkeit. Gleichzeitig werden mit frühem Schnitt auch viele samenbürtige Kräuter zurückgedrängt, die sich anderenfalls stark vermehren würden. Im ökologisch bewirtschafteten Grünland kommt es also besonders darauf an, die Bestände durch geeignete Maßnahmen zu lenken. Grasnarben sollten dicht sein, um das Auflaufen von Unkräutern zu verhindern.
Im Ökogrünland wird vielfach Weidegang verlangt. Dabei wird vor allem der Kurzrasenweide eine besondere Bedeutung beim Zurückdrängen von Stumpfblättrigem Ampfer zugeschrieben. Aber auch die anderen Weideformen haben gewisse Vor- und Nachteile, die jeweils unter Beachtung der Standortbedingungen und der Viehbesatzdichte berücksichtigt werden können. Das LAZBW in Aulendorf stellt für die Weidewirtschaft Unterlagen bereit und hat das moderne Weidewissen in einem Buch im DLG-Verlag veröffentlicht.
Silieren oder Heu bereiten? Für beide Konservierungsverfahren gibt es gute Gründe, wobei das
geringere Wetterrisiko immer noch sehr stark für die Silagebereitung spricht. Das LAZBW untersuchte in den letzten Jahren die
Siliereigenschaften eiweißreichen Grundfutters und die Möglichkeiten der Steuerung der Gärprozesse durch ausgewählte
Silierzusatzmittel.
Auch Mischungen, Sorteneigenschaften und Anbauempfehlungen für Grünland und Ackerfutterbau werden hinsichtlich ihrer Tauglichkeit für den konventionellen und ökologischen Anbau untersucht. Sortenempfehlungen werden jährlich in Absprache mit den Handelsfirmen nach intensiver Feldprüfung gegeben. Düngemittel und die Ausbringungsverfahren von flüssigem Wirtschaftsdünger werden überprüft und die Tauglichkeit von Grasaufwüchsen und anderen Alternativfrüchten für die Biogasgewinnung wird in mehrjährigen Versuchen erforscht.
Ackerbauliche Maßnahmen im erfolgreichen Öko-Betrieb
Der ökologische Landbau verzichtet auf den Einsatz leicht löslicher, mineralischer
Düngemittel und chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel. Deshalb hängen Wachstum, Gesundheit und Ertrag der Kulturen
besonders stark von optimalen Bedingungen und der Wahl daran angepasster Sorten ab.
Bewirtschaftungsmaßnahmen, die den Boden in seinem Gefüge, Humusgehalt, pH-Wert, seiner Struktur, biologischen Aktivität
oder der Durchwurzelbarkeit beeinflussen, gewinnen im ökologischen Ackerbau an Bedeutung, weil eventuell erforderliche
Korrekturmöglichkeiten (durch Düngung, Pflanzenschutz) nur eingeschränkt zur Verfügung stehen.
Die Stickstoffversorgung bzw. -verfügbarkeit muss u.a. durch die Bodenbearbeitung optimiert werden. Im Frühjahr gilt es eine ausreichende Mineralisierung in Gang zu setzten. Auch die Verunkrautung (besonders mit ausdauernden Arten) ist durch geeignete Boden- bearbeitungsmaßnahmen und -geräte (z. B. Hacke, Striegel, 2-Schichten-Pflug) in Schach zu halten.
Wichtig ist eine geeignete Fruchtfolge in Hinblick auf die Unkrautregulierung, Humus- und Nährstoffversorgung, Bodenstruktur und Pflanzengesundheit. Der Ertrag hängt besonders von der direkten Vorfrucht, aber auch von der Vielfalt der Fruchtfolgeglieder ab. Aspekte der Fruchtfolgegestaltung (Anbauabstand, Wechsel von Winterungen und Sommerungen etc.) tragen entscheidend zum Erfolg im Ackerbau bei.
>> Mehr Infos zum Versuchswesen im ökologischen Ackerbau des LTZ
Nutzung von natürlichen Genressourcen und dem Appetit von Gegenspielern
Der Apfelschorf ist die wichtigste pilzliche Erkrankung von Apfelfrüchten. Seine Kontrolle ist die zentrale Aufgabe im ökologischen Apfelanbau.
Ein Ansatz hin zu nachhaltigem Anbau von Äpfeln ist die Züchtung von neuen schorftoleranten Sorten. Als Elternsorten werden dazu resistente bzw. robuste Wildapfelsorten oder alte Streuobstsorten, wie z.B. die russische Sorte 'Antonovka', verwendet . Bereits 1997 wurde mit einem kleinen Zuchtprogramm zur Schaffung neuer Apfelsorten mit früher Reife, sehr gutem Geschmack und kombinierter Schorfresistenz begonnen. Mittlerweile sind drei schorftolerante Apfelsorten aus Baden-Württemberg beim Bundessortenamt angemeldet.
Apfelschorf überwintert im Falllaub von befallenen Apfelbäumen. In zahlreichen Versuchen prüft die LVWO Weinsberg Natursubstanzen, die auf diese Blätter aufgesprüht werden können, um den Appetit der Regenwürmer im Herbst für dieses "Futter" zu steigern. Denn wenn im kommenden Frühjahr keine überwinternden Blätter mehr da sind, dann gibt es auch kaum noch Infektionsquellen für die nächste Saison.
Streuobstwiesen verleihen unserer Landschaft einen ganz besonderen Charakter. Sie sind aber nicht nur schön, sie bieten auch vielen Tier- und Pflanzenarten Lebensraum, den diese in der übrigen Agrarlandschaft nicht finden. Deshalb können Streuobstwiesen - insbesondere bei ökologischer Bewirtschaftung - Kulturlandschaften mit sehr hoher Biodiversität sein. Die großkronigen, alten Baumbestände sind außerdem ein Archiv für historische Sorten, die unsere Vorfahren für unterschiedliche Standorte und Verwertungszwecke gezüchtet oder entdeckt haben. Das Obst der Streuobstwiesen bietet deshalb eine große geschmackliche Vielfalt und ein kulinarisches Erlebnis - oft von besonderem gesundheitlichen Wert: alte Mostobstsorten zum Beispiel besitzen viele wertvolle Inhaltsstoffe wie Polyphenole.
Viele Biobäuerinnen und Biobauern bewirtschaften ihre Streuobstwiesen und erhalten dadurch diese wertvollen Biotope. Ein Großteil der deutschen Bio-Streuobst-Rohware stammt aus Baden-Württemberg. Häufig verarbeitet man das Obst zu Saft. Tafelobst aus Streuobst wird hingegen kaum verkauft – die Handernte der großen Bäume ist aufwendig und deutlich teurer als die Ernte von Plantagenobst aus Spindel- oder Niederstammanlagen.
Aufpreisinitiativen verkaufen
Streuobstsaft mit einem kleinen Mehrpreis und geben diesen an die
Erzeuger weiter. Dank fairer Preise ist dann eine
betriebswirtschaftlich rentable Nutzung der Streuobstbestände
möglich und es lohnt sich, die Bäume zu pflegen und nach
zu pflanzen.
Das Land unterstützt Aufpreisinitiativen, die sich an den
Richtlinien des Ökologischen Landbaus orientieren.
Pflanzenstärkung & Co. - Versuche für den biologischen Gemüsebau an der LVG Heidelberg
Gemüse aus biologischer und regionaler Produktion wird beim Verbraucher immer beliebter. Er ist interessiert daran zu wissen, woher seine Nahrung kommt und möchte nachvollziehen können, wie das Produkt entstanden ist. Aber auch der Anspruch an die Qualität ist hoch. Ein guter Grund für die LVG Heidelberg mit ihrer Versuchsarbeit den biologisch produzierenden Betrieben unterstützend zur Seite zu stehen.
Da im ökologischen Anbau die Anzahl der Mittel gegen Krankheiten und Schädlinge begrenzt ist, gibt es in diesem Bereich immer wieder aktuelle Fragestellungen. Welche Pflanzenstärkungsmittel kräftigen die Pflanzen von Anfang an, welche Nützlinge eignen sich am besten im Kampf gegen Schädlinge oder welche neuen Sorten eignen sich auf Grund ihrer Eigenschaften am besten für den Bio-Anbau?
Um die Versuche unter praxisüblichen Bedingungen durchzuführen, verfügt die LVG Heidelberg seit 2004 über ein Folienhaus mit 1440 m², welches nach Bioland Richtlinien bewirtschaftet wird und auch die jährliche Kontrolle durchläuft.
Herausforderung im Ökologischen Weinbau
Ein gesunder, lebendiger Boden mit einer ausgeglichenen Nährstoffverfügbarkeit bildet die Grundlage für einen erfolgreichen Ökologischen Weinbau. Ein an den Standort angepasstes Bodenmanagement mit einer vielfältigen Begrünung und Ernährung des Bodenlebens fördert die Nützlinge durch ein umfangreiches Blütenangebot und begrenzt die Nährstoff- und Wasserkonkurrenz für die Reben.
Die Bekämpfung von Pilzkrankheiten, wie der echte Mehltau (Oidium) und noch mehr der Falsche Mehltau (Rebenperonospora), stellt für den Ökologischen Weinbau eine große Herausforderung dar.
Das Staatliches Weinbauinstitut Versuchs Freiburg (WBI) mit den Schwerpunkten
der Resistenz- und Klonenzüchtung (z.B. PIWI-Sorten), der Entwicklung und Prüfung neuer Verfahren des Weinbaus, des Rebschutzes,
der Rebenernährung, der Oenologie und der Analytik bearbeiteet die Themen für eine zukunftsfähige und nachhaltige
Weinwirtschaft. Das WBI arbeitet an den für den Ökologischem Weinbau interresanten Themen wie z.B.:
- VITIFIT-Gesunde Reben im Ökoweinbau durch Forschung,Inovation und Transfer
- PIWI Sorten, VitiMeteo- Prognosemodell und EPPR Erhalt der Resistenzfähigkeit
- WiVitis – Strategien für widerstandsfähige Reben im Zeichen des Klimawandels
Blühende Zierpflanzen – natürlich ökologisch: Versuche für den ökologischen Zierpflanzenbau an der LVG Heidelberg
Bio - Zierpflanzen spielen derzeit noch eine kleine Rolle. Blumen werden nicht verzehrt, sondern nach optischen Kriterien ausgewählt, der Nutzen einer biologischen Produktion ist für den Verbraucher schwer nachvollziehbar. Durch den anhaltenden Trend „Regional-Bio“ und das stetig wachsende Interesse an Kombinationen mit Kräutern und Balkongemüse könnte sich jedoch der biologische Zierpflanzenbau zukünftig zu einem kleinen, aber sichtbaren Marktsegment entwickeln.
Seit 2004 kultiviert die LVG Heidelberg Zierpflanzen nach Bioland Richtlinien. In Fragen der Düngung, des Substrates und des Pflanzenschutzes kann auf Erfahrungen aus der biologischen Gemüseproduktion zurückgegriffen werden. Hier erfolgt in praxisnaher Versuchsarbeit die Anpassung auf praxistaugliche Kulturverfahren für den biologischen Anbau von Zierpflanzen. Die Sortenwahl und das „In Form halten“ stark wachsender Blumen sind jedoch Knackpunkte im Zierpflanzenanbau.
Mit Hilfe von Luftbewegung und mechanischen Reizen werden in der Versuchsstation biologische Verfahren getestet und für den Einsatz in der Praxis optimiert. Allen Interessierten stehen auf der Homepage der LVG Heidelberg die erarbeiteten Versuchsergebnisse zur Verfügung.
Biozierpflanzentagung (Nov. 2014)
Gemeinsam mit der Anbaugemeinschaft Bio-Zierpflanzen und der ÖKOmene als Zusammenschluss von Beratern der ökologischen
Anbauverbände lud die Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau (LVG) Heidelberg zur Fachveranstaltung
„Bio-Zierpflanzen & -Kräuter, Nachhaltiger Gartenbau“ in ihrem Hause ein.
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