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Topfkräuter in der Produktion: regional & bio sollten sie sein
 

Die Nachfrage nach Topfkräutern steigt immer noch an. Ein Ende ist nicht in Sicht, schließlich stehen mediterrane Kräuter in Kochshows und –magazinen nach wie vor voll im Focus. 

Und welche Anforderung stellt der Handel? Regional produziert sollten sie sein, am besten auch in Bio-Qualität. Derzeit pendelt das Marktvolumen von ökologisch produzierten Topfkräutern in Deutschland zwischen 30 und 40 Prozent. Ob sich diese Zahlen eher nach oben oder wieder nach unten verschieben werden, ist schwierig abzuschätzen. Zwar möchte der Markt seine Kräuterregale am liebsten mit regionaler Bio-Ware bestücken, doch diese Ware muss auch produziert sein. Denn im Bio-Anbau stellen einige Pflanzenschutzprobleme gepaart mit den strengen Anforderungen der Öko-Richtlinien die Produzenten vor große Herausforderungen.

Die Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau (LVG) Heidelberg unterstützt die Gärtner durch praxisnahe Versuchsarbeit, die im Folgenden am Beispiel des Topfbasilikums näher erläutert werden soll. Fragen zur organischen Düngung, zu Bio-Kräutersubstraten, zur Pflanzengesundheit und auch Sortenversuche stehen dabei im Mittelpunkt. 

 

Basilikum – die Nr. 1

Mit einem Anteil von etwa 50 bis 60 % der Gesamtproduktion von Topfkräutern nimmt Basilikum unangefochten die klare Spitzenposition ein und gilt auch als „Zugpferd“ für andere Kräuter. Als wichtiger Bestandteil der Mittelmeerküche verbinden wir mit Basilikum herkömmlich einen angenehmen süß aromatischen Geruch. Die einjährigen Sorten vom Typ ‘Genoveser‘ (Ocimum basilicum) verkörpern dieses Aroma und werden in Deutschland als kompakt wachsende, großlaubige Sorten am häufigsten angebaut. Eine Vielzahl von Sonderformen ermöglicht eine interessante Sortimentserweiterung. Kleinblättrige Typen werden je nach Sorte unter anderem als französisches, provenzalisches oder griechisches Basilikum bzw. Bubikopf bezeichnet. Neben grünblättrigen gibt es auch eine Vielzahl von rotblättrigen Sorten. Doch Basilikum besitzt nicht nur im Hinblick auf Blattform und Blattfarbe ein weites Spektrum, sondern auch das Aroma kann von anisartig, Lakritz, zimtartig bis zitronig reichen. Und auch mehrjährige Sorten bzw. Arten mit strauchförmigem Aufbau befinden sich im Anbau. Sie sind allerdings aufgrund ihres herberen, pfeffrigen Geschmacks eher für Tees oder zum Braten geeignet als für den Frischverzehr.

 

Düngeverfahren und Substrat je nach Betriebsstruktur 

Allgemein lässt sich sagen, dass standardisierte Bio-Kräutersubstrate in guter Qualität auf dem Markt erhältlich sind. Eine mögliche Stickstoff-Festlegung durch holzbasierte Torfersatzstoffe ist zu beachten und von den Produzenten über die flüssige Nachdüngung auszugleichen. Was alle Basilikumarten und –sorten gemeinsam haben, ist ihr hoher Nährstoffbedarf. Die optimale Nährstoffversorgung mit organischen Düngemitteln ist vor allem im Bioanbau immer wieder eine wichtige Anbaufrage, da organische Dünger ein anderes Verhalten in der Nährstofffreisetzung und damit in der Nährstoffverfügbarkeit haben als mineralische Dünger. Die Tendenz geht im Bioanbau von Topfkräutern weg von der Vollbevorratung im Substrat, hin zu einer reduzierten Grundbevorratung mit einer anschließenden flüssigen Nachdüngung. Die hierfür verwendeten organischen Flüssigdünger sind zunehmend vinassefrei, um mögliche Herbizidrückstände im Kraut zu vermeiden. 

 

Trauermücken ein Problem

Durch die geringere Grundbevorratung im Biosubstrat treten auch weniger Probleme mit Trauermücken auf. Denn die Pilzfliege orientiert sich an Ammoniakdämpfen und Pilzgeruch. Hohe Substratbevorratungen mit organischen Stickstoffdüngern und der Zusatz von unreifen Komposten sind zu vermeiden, da die hieraus freiwerdenden Ammoniakdämpfe von den Trauermücken zur Ortung von Nahrung genutzt werden können. Wenn es möglich ist, sollten keine verkaufsfertigen Kräutertöpfe neben neuen Aussaaten kultiviert werden. Alle überständige Ware ist zu entfernen. Wenn im Betrieb ein starker Trauermückenbefall auftritt, ist eine konsequente und kombinierte Anwendung von Steinernema feltiae, Hypoaspis miles (bei länger stehenden Kulturen) und Gelbtafeln/Gelbbänder sinnvoll.  

 

Pflanzengesundheit vorbeugend erhalten

Im biologischen Anbau ist die Pflanzengesundheit in erster Linie durch vorbeugende Maßnahmen zu erhalten. Dazu zählen Auswahl geeigneter Arten und Sorten, Schaffung günstiger klimatischer Bedingungen im Gewächshaus, Stärkung der Widerstandsfähigkeit der Pflanzen sowie Einsatz und Förderung von Nützlingen. Auch mechanische Maßnahmen kommen zum Einsatz. Besteht eine unmittelbare Bedrohung der Kultur dürfen auch Pflanzenschutzmittel zur direkten Bekämpfung von Schädlingen und Krankheiten angewendet werden, wenn sie im Anhang II aufgeführt sind, wie beispielsweise Neudosan Neu gegen Blattläuse. Synthetische Pflanzenschutzmittel sind im ökologischen Pflanzenschutz nicht zugelassen.

 

Falscher Mehltau oft mit explosionsartigem Befallsverlauf

Zum Pflanzenschutz: Zu feuchte und zu kalte Kulturführung fördert den Befall mit Pythium und Fusarium. Bei empfohlener Temperatureinstellung und einem moderaten Gießverhalten sollten diese Pilzkrankheiten aber kein Thema darstellen. Falscher Mehltau tritt dagegen an Topfbasilikum zunehmend häufiger auf. Der Befallsverlauf ist oft explosionsartig und kaum zu bekämpfen. Vorbeugend sollte der Bestand unbedingt trocken gehalten werden. Als tierische Hauptschädlinge gelten Blattläuse, die aber mit dem Einsatz einer "Offenen Blattlauszucht" und zusätzlich ausgebrachten Schlupfwespen gut zu regulieren sind. 

 

Exotische Kräuter sind im Kommen 

Neben Basilikum gehören auch Topfpetersilie und Schnittlauch zu den beliebten und gefragten Küchenkräutern im Sortiment. Ihr Anteil an der gesamten Topfkräuterproduktion wird auf etwa 15 % bzw. 10 % geschätzt. Immer mehr gefragt sind auch exotische Kräuter und ihre Sortenvielfalt, denn mexikanische und asiatische Gerichte sind in Mode. Damit ist auch frischer Koriander gesucht, denn gerade die lateinamerikanische und asiatische Küche kennt die Verwendung des Koriandergrüns. 

 

 

Robert Koch, Heike Sauer und Barbara Degen, LVG Heidelberg

Abb. 1: Basilikum ist vielseitig: Typ Genoveser, kleinblättriger Typ ’Bubikopf’ und rotblättrige Sorte im Vergleich    

Abb. 2: Ökologisch produzierter Basilikum im Biotopf 

Abb. 3: Basilikum Typ Genoveser im Rinnensystem

Abb. 4: Um den Trauermückenbefall einzudämmen, sind verkaufsfertige Kräutertopfe schnell zu vermarkten oder aber zu räumen

Abb. 5: Falscher Mehltau an Topfbasilikum stellt ein Problem dar

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