Bio-Sterne richtig düngen
Weihnachtssterne lassen sich sehr gut nach Bio-Richtlinien produzieren. In Heidelberger Kulturversuchen steht dabei immer wieder die ausreichende Nährstoffversorgung im Focus.
Die wohl meist gekaufte Zimmerpflanze in diesen Wochen ist der Weihnachtsstern. Während ältere Kunden eher zu den traditionellen roten Sorten greifen, tendieren junge Verbraucher zu trendigen Neuentwicklungen. Sterne in unterschiedlichsten Farben und Formen sind erhältlich. Und vereinzelt werden auch Weihnachtssterne in Bio-Qualität angeboten. Damit der Verbraucher höhere Preise speziell bei Bio-Zierpflanzen akzeptiert, muss die Qualität stimmen.
Gut verzweigte, stabile Triebe, ein kompakter Pflanzenhabitus, der harmonisch zur Topfgröße passt, sowie sattgrünes Laub und ein kräftiges gesundes Wurzelwerk – so sollte ein schöner Weihnachtsstern aussehen. Doch sind diese Qualitätskriterien auch in der Produktion nach Bio-Richtlinien zu erzielen? Speziell die richtlinienkonforme Nährstoffversorgung mit organischen Düngern stellt den Bio-Gärtner vor eine große, aber lösbare Herausforderung! Generell besteht die Möglichkeit, Pflanzen mit einem geringen bis mittleren Nährstoffbedarf durch eine Vollbevorratung des Substrats zu versorgen. Dies bedeutet, dass dem Substrat die komplette Nährstoffmenge über organische Dünger zum Topftermin zugemischt wird. Für nährstoffbedürftige Kulturen wie den Weihnachtssternen ist dagegen in der Praxis eine zusätzliche flüssige Nachdüngung unabdingbar.
Welcher Bevorratungsdünger ist geeignet?
Um die Nährstoffversorgung weiter zu optimieren, legte die LVG Heidelberg bereits mehrfach Versuche mit verschiedenen organischen Bevorratungsdüngern und –kombinationen aus tierischer oder pflanzlicher Herkunft an. Die unterschiedliche Stickstofffreisetzung dieser Bevorratungsdünger führte zu leichten Qualitätsunterschieden. Dabei gefielen besonders die Poinsettien, die mit einer Kombination aus Horngries und Schafwolle teilbevorratet und anschließend flüssig nachgedüngt wurden. In Pellets verpresst, bietet Schafwolle als Stickstofflieferant eine besondere Langzeitwirkung. Neben Stickstoff enthält sie mit Kalium, etwas Phosphor, Magnesium, Schwefel und Spurennährstoffen auch viele weitere Nährstoffe.
Bio-Sterne flüssig nachdüngen
Gerade im Hinblick auf eine bedarfsgerechte Nährstoffversorgung und in der Notwendigkeit einer termingenauen Kulturführung ist eine kulturbegleitende zusätzliche Nachdüngung mit organischen Flüssigdüngern sinnvoll. Sie minimiert das Kulturrisiko, indem sie sich punktgenau und bedarfsgerecht einsetzen lässt und führt zudem meist zu einer sichtbaren Qualitätsverbesserung.
Früher standen in erster Linie nur organische Flüssigdünger auf Basis von Vinasse zur Verfügung, mit einem entscheidenden Nachteil, dass die die schnell eintretende Gärung im Anstaubecken eine starke Geruchsbelästigung verursacht. Heute sind auch vinassefreie Flüssigdünger für den Bioanbau erhältlich, die sich selbst in Ebbe & Flut – Systemen ohne negative Geruchsentwicklung gut einsetzen lassen. Sie alle enthalten als Hauptbestandteil pflanzliche Eiweiße und sind nach den Richtlinien der deutschen Bio-Anbauverbände einsetzbar. Es gilt zur Optimierung organischer Düngungsstrategien die neu auf dem Markt befindlichen Produkte im Praxiseinsatz zu prüfen. Neben der Düngewirkung muss auch die Gebrauchstauglichkeit der Dünger im Anstaubecken im Hinblick auf eine mögliche Geruchsentwicklung beobachtet werden.
Aktuell stehen an der LVG Heidelberg in einem Kulturversuch mit Weihnachtssternen vier neu auf dem Markt befindliche, organische Dünger für die flüssige Applikation auf dem Prüfstand. Besonderes Augenmerk liegt auch auf der Phosphorversorgung, da drei der geprüften Flüssigdünger keinen Phosphor enthalten. Da im aktuellen Kulturversuch bereits über das Substrat ausreichend hohe Phosphormengen durch den Kompostzusatz im Substrat zur Verfügung stehen, zeigen sich insgesamt bisweilen in allen vier Düngungsvarianten ansprechende, verkaufsfähige Qualitäten. Der Versuch wird Ende November 2021 vollständig ausgewertet, die Ergebnisse hierzu sind dann zeitnah auf der Website der LVG Heidelberg abrufbar.
Robert Koch und Barbara Degen, LVG Heidelberg